Nach sechs Tagen verliessen wir den luxuriösen Campingplatz in Trogir, im Wissen, dass es für lange Zeit der letzte dieser Art sein würde. Unsere Reise führte uns an Split vorbei, wo wir bloss zum Einkaufen Halt machten, denn als Übernachtungsplatz hatten wir uns einen Stellplatz bei der Festung Klis ausgesucht. Sie liegt auf 360 M.ü.M. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Stadt, besonders wenns dunkel wird. Die Stimmung in der Nacht mit all den Lichtern der Stadt und der beleuchteten Burg war richtig schön.
Da das Trainingsfeld der Fussballer von Uskok Klis direkt unter der Burg und neben unserem Parkplatz liegt, konnten wir direkt von Johnny aus beim Training zuschauen. Nachdem die Flutlichter des Fussballplatzes gelöscht waren, gingen auch wir ins Bett und verbrachten hoch oben über der Stadt eine ruhige Nacht.
Am nächsten Tag besuchten wir die mittelalterliche Festung an deren Fusse wir übernachtet hatten. Wir liefen entlang der Burgmauern und konnten die gesamte Festung mit seinen 3-stufigen Eingangstoren, den Wachtürmen, der Kirche und den zahlreichen Treppen, welche als Schauplatz für die «Belagerungsszene in der Stadt Merin» in der Serie «Game of Thrones» diente, auf eigene Faust entdecken.
Unsere Fahrt führte uns weiter der dalmatinischen Küste entlang: erst fuhren wir durch die dicht besiedelte Makaraska-Riviera, wo zahlreiche «Apartmani» und private Unterkünfte «Sobe» an hübsch angelegten weissen Sandstränden mit Sonnenschirmen aus Palmblättern, schon auf die nächste Feriensaison warteten. Von dieser Küste aus spotteten wir den, als Luxus-Kreuzfahrtschiff konzipierten 5-Mast-Windjammer «Golden Horizon», der weltweit grösste seiner Art. Ein Segelschiff, dessen Jungfernfahrt 2021 aufgrund der Pandemie abgesagt wurde. Aus finanziellen Gründen konnten auch alle anderen geplanten Fahrten bisher nicht durchgeführt werden, wie wir hier nachlesen konnten. Möglicherweise haben wir das Schiff bei einem seiner ersten Einsätze gesehen.
Seit dem Kauf unserer ersten Mandarinen in der Gegend beim Krka Nationalpark war ich gespannt auf die Mandarinen-Plantagen im Neretva-Delta. Die 19’000 Hektar grosse sumpfige Landschaft ist nicht nur Hauptanbaugebiet der Zitrusfrüchte in Kroatien, viele Gebiete im Delta sind auch wichtige und geschützte Brutplätze zahlreicher Vogelarten.
Wir fuhren von Norden her und staunten schon hier über die vielen Mandarinen-Bäume und die Kanäle, durch welche die Landwirte mit Booten zu ihren Plantagen gelangen. Für den Mittaghalt fuhren wir an einen Kitespot bei der Mündung der Neretva in die Adria, in der Hoffnung auf ein paar Kitesurfer zu treffen. Wind war zwar ziemlich viel da, Wassersportler leider keine.
Dafür kam ich ins Gespräch mit dem einheimischen Fischer Marko, der bei diesem garstigen Wetter mit lebendigen Krebsen Doraden fischte. Er erzählte mir, dass er 49 Jahre lang in der Schweiz gearbeitet hatte und nun als IV-Rentner zurück in seiner Heimat lebe. Marko spricht recht gut deutsch, erzählte aber, dass er vor allem mit Italienern und Portugiesen zusammen gearbeitet und deshalb eher italienisch statt deutsch gelernt habe in der Schweiz. Ich glaube, die Freude über unser zufälliges Treffen und den kurzen Schwatz war gegenseitig. Marko schenkte uns zum Abschied Mandarinen und warnte uns vor starken Regenfällen am Samstag. Er riet uns, einen geschützten Ort zum Stehen zu suchen. Der Südwind «Jugo» sei zwar ein gesunder Wind für die Lungen, weil er viel Jod vom Meer her wehe, aber halt auch ein starker Wind, der Unwetter mit sich bringe. Wir verabschiedeten uns von Marko mit einer Schweizer Schoggitafel und guten Wünschen und fuhren weiter in Richtung Halbinsel Peljesac, auf der wir die stürmische Zeit ausharren wollten, bevor wir mit der Fähre auf die Insel Mljet übersetzen konnten.
Auf der Strecke vom Meer, hoch zur Peljesac-Brücke bot sich uns eine extrem eindrückliche Aussicht auf die gesamte Anbaufläche des Deltas, an der wir uns kaum satt sehen konnten. Ein weiteres Highlight erwartete uns kurze Zeit später mit der Fahrt über die Peljesac-Brücke, die fast 2.5 km lange Strassenbrücke, die erst vor einem Jahr eröffnet wurde. Die Brücke macht es möglich, Dubrovnik zu erreichen, ohne durch Bosnien-Herzegovina zu fahren. Seit dem Beitritt von Kroatien zur EU 2013, brauchte das Land nämlich für dieses Problem eine Lösung und so wurde die Brücke grösstenteils von der EU finanziert. Die gesamte Geschichte dieser Brücke finden wir spannend und konnten wir hier oder hier nachlesen.
Wegen immerwährenden starken Regen- und Windwarnungen auf unseren Wetterapps, machten wir uns auf die Suche nach einem geschützen Ort auf der Nordseite der Peljesac-Halbinsel und fanden mit dem Campingplatz «Brijesta Dubrovnik» einen sicheren Platz, wo wir für die nächsten Tage bleiben konnten. Hier hatten wir zwar auch Regen und böenartige Winde, allerdings fühlten wir uns sehr sicher und mit einer Austernzucht direkt vor der Nase und einem ehemaligen U-Boot-Bunker, den wir inspizieren konnten, wurde es uns nicht langweilig. Auch hatten wir noch so manche Projektidee in den Köpfen und einige davon konnten wir in den Regenpausen sogar draussen umsetzen. Nach drei stürmischen Tagen fuhren wir bei Sonnenschein weg von Brijesta, mit dem Ziel die 12-Uhr-Fähre nach Mljet zu erwischen. Vorher mussten wir jedoch unsere Vorräte auffüllen, denn auf der Insel sind die Möglichkeiten zu Lebensmitteln zu kommen, eher gering und wir wollten ja eine Weile bleiben können.
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