Von Brijesta aus führt die neue Verbindungsstrasse längs über die Halbinsel Peljesac in Richtung Dubrovnik. Fünf Minuten vom Fährhafen entfernt liegt Ston, ein mittelalterliches Städtchen, perfekt um hier kurz einzukaufen und dann die Mittags-Fähre zu erwischen. Schon bei der Anfahrt nach Ston, entdeckten wir die ungewöhnliche Mauer auf dem Hügel oberhalb der Stadt. Wir stellten uns auf einen Bus-Parkplatz und rückten mit einer Ladung leerer Einkaufstaschen aus. Erst vor der geschlossenen Türe bemerkten wir, dass ein Sonntag ist. Bisher konnten wir zwar überall auch sonntags einkaufen, hier nun nicht. So ging unser Plan nicht auf und wir änderten ihn kurzerhand ab: Wir blieben auf dem bestens dafür geeigneten Stellplatz stehen und richteten uns für die Nacht ein.
Wir hatten beobachtet, dass Leute auf der Burgmauer standen, diese somit begehbar ist und wir machten uns auf zum Eingang der Mauer. Eine Stunde vor der Schliessung schnauften wir die steile Treppe hoch bis ganz nach oben und liefen die gesamte Burgmauer bis nach Mali Ston ab. Wow, was für eine schöne Aussicht wir von da oben hatten. Nino hat zur Stoner Mauer recherchiert und hier einen Bericht zu dazu verfasst. Und Annalena schildert hier, was uns statt einer Glace in Mali Ston erwartete.
Zurück am Stellplatz hatte sich ein Sprinter mit Berner Nummernschild zu unserem Johnny gesellt. Wir freuten uns, und machten schnell Bekanntschaft mit der Fahrerin des Vans. Anita, es hat uns sehr gefreut, dich kennenzulernen.
Am nächsten Morgen füllten wir unsere Vorräte auf und holten frisches Wasser an der Marina. Gut gelaunt und voller Vorfreude auf unser Insel-Abenteuer kamen wir am Fährhafen an. Es waren wenige Fahrzeuge, die die Fähre nutzen: 10 Autos, ein paar Transporter, zwei Lastwagen und wir als einziger Camper. Bei bestem Wetter fuhren wir von Prapratno Beach nach Sobra auf der Insel Mljet.
Mljet ist eine sehr grüne Insel mit 90% Waldanteil. Auf der Nordwestseite liegt der Nationalpark, der etwa einen Viertel der Insel ausmacht. Zum Nationalpark fuhren wir als erstes eine halbe Stunde quer durch die Insel, auf der einzigen geteerten Strasse, die es in Mljet gibt. Beim Parkplatz mit Infohäuschen erfuhren wir die Möglichkeiten, den Nationalpark zu besuchen, doch stehen bleiben in der Nacht, durften wir hier leider nicht.
Es gibt nicht viele Campingplätze auf der Insel aber auf der Stellplatz-App sind ein paar schöne «Freisteh»-Plätze eingetragen.
Den ersten dieser Plätze, den wir ansteuerten liegt auf der Westseite der Insel, nahe zum Nationalpark und liess meinen Puls schon ziemlich höher schlagen. Allerdings nicht unbedingt weil er so schön am Meer gelegen war, sondern eher weil die Zufahrt recht schwierig schien und wir schlecht einschätzen konnten, ob wir gut runter und vor allem wieder rauffahren konnten. Mit Nervenkitzel fuhren wir die steilen engen Kurven runter in die «Piratenbuch». Eigentlich ein netter und sauberer Platz mitten in einer Felswand mit Blick aufs Meer, doch Marco und ich konnten beide schlecht einschätzen, wie sich das Wetter entwickeln würde und wir entschieden uns, wieder hochzufahren und dort nach einem Stellplatz zu suchen. Der Campingplatz in der Nähe war schon geschlossen und wir stellten uns auf einen Platz mit wunderschönem Meer-Panorama, am Rand einer kleinen Siedlung.
Am nächsten Tag fuhren wir erneut zum Nationalpark-Parkplatz, machten unsere Fahrräder bereit und starteten die Rundtour um die beiden Salzseen im Mljet Nationalpark. Wir genossen die gemütliche Fahrradrunde, hielten an, wo es uns gefiel oder wo wir etwas spannend fanden. Annalena hat die Tour hier ganz gut beschrieben. Weil kein einziges Restaurant mehr auf hatte am See, waren wir früher als gedacht zurück bei Johnny und kochten uns unseren Kaffee selbst.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, den südlichen Teil der Insel zu erkunden. Wir mussten einsehen, dass Mljet nicht wirklich für Camper und Wohnmobile geeignet ist. Abgesehen von der Hauptstrasse gibt es wenig andere Wege und vor allem auf der Südseite sind viele neue «Camping verboten»-Schilder aufgestellt. Einen möglichen Schlafplatz wollten wir uns trotzdem noch ansehen. Doch leider hatte der Sturm hier eine Woche zuvor richtig viel Schaden angerichtet. Viele grosse Bäume waren wie Zundhölzer abgeknickt oder entwurzelt. Haufenweise Äste lagen neben der Strasse und zum Teil hingen sie noch angebrochen herunter. Es war ein Bild, das uns vor Augen führte, dass die Naturgewalt grosse Kraft hat. Auch für die nächste Nacht war wieder Wind angesagt und es war klar, dass wir hier nicht bleiben wollten. Wir beschossen, das Insel-Abenteuer frühzeitig abzubrechen und die letzte Fähre an diesem Tag zurück ans Festland zu nehmen. Die Fährfahrt durchs dunkle Meer war zum ersten Mal auf dieser Reise ein bisschen wild. Die Wellen schlugen stark an den Bug und wir mussten uns festhalten, damit wir nicht quer durchs Schiff rollten.
Nun schlafen wir schon fast zwei Monate «draussen», beobachten das Wetter und versuchen uns so gut wie möglich den Bedingungen anzupassen und uns wenn nötig zu schützen. Es ist nicht immer einfach, anhand der (wagen) Wettervorhersagen, die richtige Entscheidung zu treffen. Manchmal sind wir vielleicht zu vorsichtig oder ängstlich und das Teufelchen auf der anderen Seite der Schulter, grinst und sagt «Schisshaas», in diesem Fall war es aber sicher eine gute Entscheidung, denn zurück in Ston wurde der Sturm noch stärker, so dass wir das Schlafdach in dieser Nacht nicht aufklappten und ich mir ein Bett am Boden zurecht machte. Ich schlief zwar nicht superbequem, dafür musste ich mir keine Sorgen machen, dass uns ein Baum aufs Dach kracht.
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