Die Suche nach einem geeigneten Camperstellplatz in grossen Städten finden wir nicht immer ganz einfach. Es ist ein Abwägen zwischen den beiden wichtigsten Kriterien «Sicherheit» und «Erreichbarkeit des Stadtzentrums». Dabei helfen uns zwar Google Maps und die Stellplatz-Apps ganz gut, die Recherche dazu nimmt jedoch immer viel Zeit in Anspruch.
In und um Ljubljana hat es sechs Camper Stops, fünf davon schienen uns zu weit vom Stadtzentrum entfernt, der verbleibende ist direkt in der Stadt und war auf den ersten Blick unser Favorit. Wir sahen uns auf Google Maps die Bilder und die Gegend an und stellten uns vor, wie unser Aufenthalt mit den Kindern dort aussehen würde. Wir kennen unsere Kids gut genug, um vorauszusehen, dass sie die eher «heruntergekommene» Gegend, verunsichern würde… und solange wir auf unserer Reise noch andere, «schönere» Alternativen haben, werden wir diese vorziehen.
So entschieden wir uns für einen Camper Stop, etwa 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, in einem Vorort östlich von Ljubljana. Ein Gasthaus bietet dort gegen eine Konsumation für mindestens 25 Euro, Gratis-Übernachtungen auf einem eigens dafür eingerichteten Stellplatz an. Inklusive Toiletten, Duschen, Trinkwasser und Entsorgungsmöglichkeit. Die Bushaltestelle ist direkt vor dem Haus und die Tickets gibts im Gasthaus. Dieses Angebot passte für uns und wir genossen auch ein richtig gutes Abendessen.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem ÖV ins 20 Minuten entfernte Stadtzentrum von Ljubljana. Die Hauptstadt Sloweniens wurde schon 2016 mit dem Titel «grüne Hauptstadt» ausgezeichnet. Sie ist die erste Hauptstadt Europas, die sich zur sogenannten Zero-Waste-Strategie verpflichtet hat. Ljubljana ist eine Velostadt und hat die grösste autofreie Zone in der EU.
Wir fühlten uns sehr wohl und fanden uns schnell zurecht, erkundeten gemütlich die Gassen der Altstadt und spazierten am Flussufer der «Ljubljanice» entlang, wo viele Cafés und Restaurants zum Verweilen einladen. Wir streiften über den Bauernmarkt und erfreuten uns am regen Treiben, das in dieser Stadt herrschte. In einem Café mit einheimischer Vollbesetzung fanden wir ein Plätzli und genossen einen guten Kaffee – Marco und ich lieben es, die Leute zu beobachten und so den Puls der Stadt zu erspüren.
Unser Zmittag kauften wir auf dem Markt und picknickten auf der Treppe gegenüber der Markthallen am Fluss, einem Werk des grossen Architekten Jože Plečnik.
Am Namen Jože Plečnik kommt wohl niemand vorbei, der Ljubliana besucht. Plečnik war der Architekt, der Ljubliana nach einem grossen Erdbeben 1895 neu plante und aufbaute. Er verfolgte das Ziel, Ljubljana modern, zugleich aber nach dem Vorbild des antiken Athen zu gestalten. Sein Stil mit klassischen Formelementen wie Säulen und Balken, welche er auf sehr eigene Weise kombinierte, gilt noch heute als innovativ und nicht zuletzt dank Plečnik ist Ljubliana heute eine Stadt mit so vielen Grünflächen.
Schon vor unserer Abfahrt wäre für Nino ein Coiffeurbesuch angestanden, hier in Ljubliana sah er die Gelegenheit, endlich seine zu langen, störenden Haare zu schneiden und er liess sich auf das Abenteuer «Haareschneiden auf Englisch» ein. Bei einem «Frizer» bekamen wir spontan einen Termin und für 17 Euro hatte Nino einen neuen coolen Haarschnitt.
Bald kam bei diesem Sommerwetter auch der «Gluscht» nach Glace. In. Slowenien sind die Glacekugeln doppelt so gross. Besser man bestellt einfach zwei Halbkugeln: «One Scoop, two flavors» ist ein gängiges Angebot in den hiesigen Gelaterias.
Etwas anderes, das wir so nicht kannten, ist die hohe Anzahl an Vintage-Kleiderläden. Annalena verfiel in Shoppinglaune und fand nebst einer coolen Bluse und einer kurzen Hose, endlich die lang ersehnte Jeansjacke.
Unser Aufenthalt in Ljubliana war sehr entspannt und hat uns wirklich gut gefallen. Nicht nur wegen der autofreien Altstadt, der zahlreichen Bäume, der grossen Glaceportionen und der vielen Trinkwasserbrunnen*. Die Stadt ist jung und nachhaltig und wirkt sehr unkompliziert.
Ich bin begeistert von der kleinen Grossstadt und je mehr ich dazu recherchiere, desto sicherer bin ich, dass ich Ljubljana irgendwann nochmal besuchen werde. Es gibt noch so viel zu entdecken.
*Es gibt eine App, wo alle Trinkbrunnen der Stadt verzeichnet sind.
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