Klar, hier im Vorort von Ljubliana, erwartete niemand eine ruhige Nacht. Die Geräusche, welche uns immer wieder aus dem Schlaf reissen, sind jedoch tierischen Ursprungs: die 3 Schweine, welche in einem Kleinstgehege neben dem Stellplatz leben, haben wir tagsüber nur dösend gesehen. Des Nachts wurden wir mit einer Auswahl an Geräuschen wach gehalten: genüssliches Schmatzen, Oinken und Quietschen, unbeschreibbare Töne vom wohligem Sichaneinanderkuscheln und gemütliches Schnarchen. Schweinen tönen so herzig, denen kann man einfach nicht böse sein, auch wenn sie einen um den Schlaf bringen.
Noch etwas verknüllt von der geräuschvollen Nacht, verliessen wir den Gasthaus-Bauernhof-Stellplatz «pri Kovaču» in der Vorstadt und machten uns auf zum Einkaufen für die nächste Woche. Die Nähe der Stadt nutzten wir auch, um einen Waschsalon aufzusuchen. Ich mag Waschsalons und meldete mich freiwillig. Die Aufgabe ist klar, die Laufzeit vorgegeben und nach getaner Arbeit ist alles wieder auf Null gesetzt, frisch und komplett – unsere Wäsche und auch meinem Kopf hat die Ruhe gut getan.
Marco und die Kinder machten sich währenddessen im kilometerlangen Shopping-Gebiet auf die Suche nach Angelhaken, um dann sicher bereit zu sein, falls sich endlich die Gelegenheit, einen Fisch an Land zu ziehen, bieten sollte. Bevor wir uns von Ljubljana verabschiedeten, füllten wir im Interspar unsere Vorräte auf. Die meisten Lebensmittel in Slowenien sind übrigens günstiger als in der Schweiz, Kaffee und guten Käse, zwei unserer Grundnahrungsmittel, sind allerdings teurer.
Erst am späten Nachmittag kamen wir auf dem Campingplatz von Anja an. Wir hatten vorher kurz schriftlichen Kontakt und informierten sie telefonisch, über unsere Ankunft, worauf sie gleich zu Fuss aus dem nahen Dorf herkam. Anja hat auf einem auf einem Stück Land, fast zuhinterst im Tal, kurz vor dem Wasserfall «Slap Pekel», was übersetzt «Hölle» bedeutet, ein kleines Paradies geschaffen. Sie führt den kleinen naturbelassenen Platz «Pred Peklom», übersetzt «vor der Hölle» und vermietet dort drei Unterkünfte und ein paar Stellplätze. Ein kleiner Bach fliesst am Platz vorbei, es gibt eine Grillstelle, eine schöne alte Holzscheune als Aufenthaltsort und Unterstand, einen kleinen Spielplatz, WC/Dusche und eine Outdoorküche. Anja ist eine unkomplizierte und sympathische junge Frau und wir fühlten uns sofort wohl.
Zwei Tage im Wald taten uns nach dem Stadtrummel allen gut. Wir erkundeten die Gegend und die Kinder versuchten, mit dem Feuerstahl ein Feuer zu machen. Leider wurde ihre Ausdauer nicht belohnt; das Zundermaterial war zu feucht. Auch Marco war nicht erfolgreich; nach geschlagenen zwei Stunden Ausprobieren musste auch er aufgeben. Wir nahmen uns vor, bald Birkenrinde zu sammeln, damit wir immer natürlichen Zunder dabei haben.
Die ersten beiden Wochen unterwegs zu sein war für uns alle nicht ganz einfach. Obwohl wir das Reisen schon von unseren Ferien kannten, fühlte es sich definitiv anders an und das Bewusstsein, dass wir nun für sehr lange Zeit unsere Familie und Freunde nicht sehen können, beschäftigte uns in der ersten Zeit natürlich sehr. Vor allem für die Kinder war es schwierig. Viele Beschäftigungen welchen sie zu Hause nachgingen, fielen für mehrere Tage weg und während der Fahrzeit durften sie oft gamen oder Serien schauen. Was zu einer sehr intensiven Mediennutzung führte und häufig Diskussionen auslöste. Auch wir Eltern waren sehr viel online, mussten erst in einen neuen Alltag finden, und das Recherchieren und Entscheide fällen ist zeitintensiv. Es musste dringend eine Lösung her. Endlich schafften wir es, die neuen Regeln für die Bildschirmzeit der Kinder zu definieren. Klare Bedingungen auf ein Blatt Papier geschrieben, erleichtern es uns und geben Halt in einem neuen Leben voller Hin und Her. Es schien uns, dass besonders bei Nino eine Erleichterung eintraf.
Auf der Fahrt nach Postojna, zum grössten Karsthöhlen-System von Slowenien, über deren Besuch Nino hier schreibt, entdeckten wir nochmal ein ganz anderes Slowenien. Ohne hohe Berge und nicht so rausgeputzt, eher wildromantisch, hübsch und idyllisch. Viele Bäume und Sträucher von verschiedenen Arten, wild durcheinander gewachsen und nicht so in Reih und Glied, wie wir es aus der Schweiz kennen. Der eine Bauernhof, mit einer wilden «Hoschtet», vielen bunten Blumen und einer Schar Gänse oder auch die von Wassergras total überwachsenen natürlichen Flussläufe, unterbrochen von kleinen Schwellen und über die steinerne Brücken führen, haben es mir besonders angetan. Diese mittelalterlich anmutende Gegend wäre was für mich.
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